Themenabend zu Körperwahrnehmumg

Unser geheimer sechster Sinn

Viele Menschen denken, dass sie alle Sinne beisammenhaben, wenn sie beim Zählen auf fünf kommen. Doch es gibt noch einen sechsten Sinn: die Propriozeption. Sie hat kein eigenes Organ und agiert unsichtbar tief im Körperinneren. Sie ist die Eigenwahrnehmung der Körperlage im Raum. Für diese Fähigkeit sind sehr komplexe Abläufe erforderlich.

Tief im Körperinneren verfügt der Mensch über einen im Alltag unverzichtbaren sechsten Sinn: die Propriozeption. Dabei handelt es sich um eine Eigenempfindung, die dem Menschen die Echtzeit-Wahrnehmung der Lage seines Körpers im Raum gestattet und damit das Gehen, Laufen und Schreiben erst möglich macht. Im Gegensatz zu den anderen fünf Sinnen hat die Propriozeption kein eigenes Sinnesorgan. Die Eigenwahrnehmung kommt zustande, weil das Gehirn permanent Nervenreize verarbeitet, die ihm Tausende Rezeptoren aus dem Körper, vor allem aus Muskeln und Sehnen, übermitteln. In der Dokumentation wird die Rolle der Propriozeption bei jeder auch noch so kleinen Körperbewegung mit Unterstützung des Choreographen Yoann Bourgeois veranschaulicht. Um die propriozeptiven Fähigkeiten seiner Tänzer zu stimulieren, platziert er sie auf Drehscheiben, Trampolinen und Wippen. Seine Inszenierungen dienen jeweils als Einführung in die Forschungsarbeiten der verschiedenen Labore, in denen der sechste Sinn untersucht wird. Das Institut des Sciences du Mouvement in Marseille arbeitet seit zehn Jahren mit Ginette, einer der fünf Personen auf der Welt, die die Eigenempfindung verloren haben. An der Universität von Aix-Marseille erforscht Edith Ribot-Ciscar die Funktionsweise von Propriozeptoren. Die Wissenschaftler am CNES in Toulouse versuchen zu beweisen, dass die Schwerkraft ein “Bleifaden” ist, um den herum sich die Propriozeption organisiert. An der Universität von Aix-Marseille will Christine Assaiante mit Hilfe funktionaler MRT-Bildgebung nachweisen, dass der sechste Sinn wichtig für die Herausbildung des Körperschemas ist. Und die Piloten der Patrouille de France bereiten sich dank ihrer propriozeptiven Fähigkeiten mental auf ihre Flüge vor. Besonders erstaunlich ist die Entdeckung von INRA-Forschern, dass Pflanzen, um gerade zu wachsen, ebenfalls die Propriozeption brauchen.

Verfügbar als 53-minütige Dokumentation vom 2. Mai 2020 bis 7. Juli 2020 in der ARTE Mediathek

Die wunderbaren Kräfte der Hypnose

Immer mehr Ärzte und Chirurgen nehmen bei einer Operation die Hypnose als Ergänzung zur Anästhesie zur Hilfe. Gerade bei der Narkose und Schmerzbehandlung gewinnt Hypnose auch bei Schulmedizinern verstärkt Anerkennung. Kann sie auch bei psychischen Belastungsstörungen wie Traumata, Phobien, Sucht, Depressionen oder Burnout helfen?

Die Hypnose hat schon immer die Fantasie der Menschen beflügelt. Die einen sprachen Hypnotiseuren sagenhafte Kräfte der Manipulation zu, die anderen sahen in der Hypnose nichts als einen grotesken Schwindel. Fachlich ausgebildete Hypnotiseure bringen ihre Patienten heute erstaunlich schnell in einen Zustand der tiefsten mentalen Entspannung und des mentalen Abschaltens. Hypnose erzeugt einen Bewusstseinszustand, der uns die umgebende Realität komplett vergessen lässt. Hypnose war wissenschaftlich lange nicht fundiert; heute beweisen jedoch zahlreiche Studien ihre Wirksamkeit vor allem in der Anästhesie und bei der Schmerzbehandlung. In der Dokumentation kommen unter anderem die Pioniere der medizinischen Hypnoseforschung zu Wort, wie das Team der Universitätsklinik Lüttich. Hier wurden bereits 8.000 Patienten mit Hypnosedierung operiert, einer Kombination aus Hypnose und Lokalanästhesie. Doch was geschieht genau in einem hypnotisierten Gehirn? Mit Hilfe bildgebender Verfahren lässt sich die Hirnaktivität unter Hypnose bestimmen und von einfacher gedanklicher Ablenkung unterscheiden. Doch kann Hypnose wirklich leisten, was sie verspricht? Ist sie ein Wundermittel bei psychischen Belastungsstörungen wie Traumata, Phobien, Sucht, Depressionen oder Burnout? Ist jeder dafür empfänglich? Und wie weit kann man mit Hypnotherapie gehen?

Verfügbar als 52-minütige Dokumentation vom 29. März 2020 bis 25. Oktober 2020 in der ARTE Mediathek