Die Finma erhebt schwere Vorwürfe gegen die Credit Suisse

Die Füh­rung der Bank hat im Fall Gre­en­sill ih­re Pflich­ten ver­letzt

Die Finanzmarktaufsicht (Finma) hat das Greensill-Verfahren gegen die Credit Suisse abgeschlossen. Die Bank habe beim Umgang mit Produkten des Finanzdienstleisters Greensill Capital «in schwerer Weise» gegen die aufsichtsrechtlichen Pflichten verstossen, stellt die Finma fest. Wie sie am Dienstag mitteilte, ordnet sie zudem korrigierende Massnahmen an.

So muss die CS künftig auf Stufe Geschäftsleitung periodisch die wichtigsten 500 Geschäftsbeziehungen auf Gegenparteirisiken überprüfen und die Verantwortlichkeiten ihrer rund 600 höchsten Mitarbeitenden in einem Dokument festhalten. Wenn diese ihren Bereich nicht angemessen führen, sollen sie mit Sanktionen belegt werden, etwa durch Kürzungen der Boni. Damit das auch wirklich geschieht, setzt die Finma einen Beauftragten ein, der die Einhaltung der Massnahmen überprüft.

Detaillierte Vorgaben

Nebst der, gemessen am üblichen Vokabular der Finma, scharfen Rüge fällt auf, wie detailorientiert die Aufsichtsbehörde in die Governance der Bank eingreift. Insbesondere das geforderte «Verantwortlichkeitsdokument» hält fest, was eigentlich selbstverständlich wäre. Bei den betroffenen 600 Personen handelt es sich wohl um die Managing Directors der CS, die obersten Führungskräfte. Diese sehr gut bezahlte Elite in der Bank muss, nach Ansicht der Firma, offenbar beinahe schulmeisterlich an ihre wichtigste Aufgabe – Verantwortung zu übernehmen – erinnert werden.

Ausserdem hat die Finma gegen vier ehemalige CS-Mitarbeiter, die nicht namentlich genannt werden, ein Verfahren eröffnet. Sollte sie zu dem Schluss kommen, dass diese Personen für die Verletzung der Bestimmungen verantwortlich die CS erst rund 7,4 Milliarden Dollar wieder sichern.

Die Fonds investierten in offene Rechnungen von Lieferanten aus aller Welt, die Greensill aussuchte – sogenannte Lieferkettenfinanzierung. Die CS hatte diese Produkte als innovative und sichere Anlagen gelobt. Doch es stellte sich heraus, dass Greensill viel riskantere Forderungen eingesammelt und an CS-Kunden weitergereicht hatte, als diesen bekannt war.

CS gibt sich erleichtert

Den Abschluss des Finma-Verfahrens begrüsst die Credit Suisse in einer Stellungnahme. «Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur endgültigen Bewältigung der Supply-Chain-FinanceFunds-Angelegenheit», wird der CEO Ulrich Körner darin zitiert. Das Verfahren bestätige viele der Erkenntnisse aus der vom Verwaltungsrat in Auftrag gegebenen unabhängigen Untersuchung. Die Bank betont ausserdem, dass die Finma in Zusammenhang mit ihrem Verfahren keine Gewinneinziehung verfügt habe. Die Umsetzung der zusätzlichen Massnahmen werde für die Credit Suisse also voraussichtlich keine erheblichen Kosten zur Folge haben.

Der CS kommt zugute, dass sie seit 2021 – zum Teil aus eigenem Antrieb, zum Teil auf Druck der Finma hinter den Kulissen – vieles verändert hat. Beispielsweise hat sie ihre Geschäftsleitung seither fast komplett ausgetauscht. Auch der CEO Thomas Gottstein ist im Sommer 2022 abgesetzt worden.

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